Der östliche Teil der Halbinsel Zingst in Mecklenburg-Vorpommern war zu DDR-Zeiten militärisches Sperrgebiet. Auf dem früheren NVA-Übungsplatz in den Sundischen Wiesen führte zwischen 1970 und 1992 der Meteorologische Dienst der DDR, nach 1990 der Deutsche Wetterdienst, diverse Experimente mit Höhenforschungsraketen durch.
Zu Beginn der 1970er Jahre starteten hier fünf Raketen des polnischen Typs Meteor 1E. Ab dem 21. Oktober 1988 wurden hier sowjetische Raketen des Typs MMR06-M gestartet. Da diese Raketen bis zu 80 Kilometer hoch fliegen konnten und das Seesperrgebiet vor der Küste des Truppenübungsplatzes nur 23,6 Kilometer tief und 25,5 Kilometer breit war, musste durch ausgeklügelte Verfahren der Abschusswinkel dieser Raketen auf zwei Grad genau eingestellt werden, um einen Niedergang außerhalb des abgesperrten Gebietes zu verhindern.
Während die ersten Starts von MMR06-M-Raketen wegen technischer Probleme nicht von Erfolg gekrönt waren, gelang am 12. April 1989 der erste erfolgreiche Aufstieg mit Durchführung wissenschaftlicher Messungen. Auch nach dem Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 und der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 wurden die Raketenstarts zunächst weitergeführt. Allerdings stellte man am 19. Dezember 1990 den Start von Raketen in Zingst ein, da man aus Sicherheitsgründen ein neues Verfahren zur Festlegung des Startwinkels ausarbeitete. Zwischen dem 14. Februar 1992 und dem 10. April 1992 wurden in Zingst noch einmal 19 russische Raketen MMR06-M gestartet. Von diesen Starts waren sechs erfolgreich. Obwohl noch weitere Raketen verfügbar waren, musste der Start von Raketen im April 1992 in Zingst eingestellt werden, da die zur Absicherung des Sperrgebiets benötigte Bundeswehr den Platz räumte.