Der Homo erectus von Mülheim-Kärlich war ein Urmensch, von dem sich in der der Tongrube „Carl Heinrich“ in Kärlich in Rheinland-Pfalz etwa eine Million Jahre alte Artefakte erhalten haben. Die Funde, Faustkeile aus Quarzit und Feuerstein, die 1980 geborgen wurden, sind die ältesten Nachweise der des Homo erectus in Deutschland. Sie weisen darauf hin, dass das Gebiet von Mülheim-Kärlich bei Koblenz zu den ältesten von Menschen besiedelten Plätzen Deutschlands gehört.
Homo erectus war die erste Art der Gattung Homo, also die älteste menschliche Spezies, die ihren Lebensbereich in die gemäßigten Zonen Europas ausdehnte. Dies war vermutlich nur möglich, weil Homo erectus in dem durch den Wechsel von Kalt- und Warmzeiten geprägten Pleistozän das Feuer beherrschte. Der Prähistoriker Gerhard Bosinski fand einen Wohnplatz mit Holzresten, die schindelförmig übereinander lagen, sowie über vier Meter lange Stämme mit Durchmessern von über 30 cm, die aus der Zeit vor 440.000 Jahren stammen, d. h. vom Ende des Cromer-Komplexes und vor Beginn der Elster-Kaltzeit. Der Wohnplatz der Jäger und Sammler lag am Ufer des ehemaligen Vulkansees im Krater eines nicht mehr aktiven Vulkans in der Osteifel. Am Seeufer fanden sich neben Resten von Wasserpflanzen Holzbruchstücke, die möglicherweise Lanzen oder Speere waren. Diese wären 40.000 Jahre älter als z. B. die Schöninger Speere aus Niedersachsen. An Werkzeugen wurden in Kärlich Faustkeile, große Schaber und Spaltkeile aus Quarz und Quarzit gefunden, die aus den Schottern des nahen Rheins stammen. Als Amboss wurde wahrscheinlich ein 15 kg schweres Quarzitgeröll verwendet.
Nach den zerschlagenen Knochen, die gefunden wurden, jagte der Homo erectus von Mülheim-Kärlich wilde Pferde, Rinder und Schweine. Ob auch ein etwa zwei Meter langer Stoßzahn eines Waldelefanten zu seiner Jagdbeute gehörte, ist unsicher. Haselnussschalen weisen auch auf seine Tätigkeit als Nahrungsmittelsammeler hin.